Der WM-Rasen ist gelegt im Olympiastadion, André Hellers WM-Globus steht nach seiner Deutschland-Tour wieder am Brandenburger Tor und seit gestern residiert nun auch die National-Elf in ihrem 5-Sterne-WM-Quartier im Grunewald – aber ist Berlin jetzt wirklich bereit für die Fußball-Weltmeisterschaft?
Ein optimistisches „Ja“ kommt zumindest von der BVG, die seit Wochen auf den Leuchtanzeigen sämtlicher U-Bahn-Stationen verkündet: „Unser Spielfeld heißt Berlin“ - was zeigt, dass sie durchaus kreatives – und zitierfähiges - Potenzial hat.
Auf der Homepage der Berliner Verkehrsbetriebe findet sich außerdem die beruhigende Mitteilung, dass die BVG nun nicht nur technisch und logistisch bestens auf die WM vorbereitet sei, sondern auch, was das Kommunikativ-Zwischenmenschliche angeht: „Viele der BVG-Volunteers sind mehrsprachig oder haben ebenso wie das Fahrpersonal und die im Kundendienst tätigen Mitarbeiter ihre Englischkenntnisse in Kursen oder im Selbststudium verbessert.“
Im richtigen Leben, sprich: in der U-Bahn oder an Bushaltestellen mangelt es den mehrsprachigen Freiwilligen zwar noch ein wenig an Präsenz, aber zumindest aus der Konserve veredelt der neue internationale Touch auch einige sonst eher unspektakuläre Ringbahnstationen.
Kurz vor der Haltestelle Beusselstraße zum Beispiel wird jetzt nämlich auch in feinstem Muttersprachler-Englisch darauf aufmerksam gemacht, Passagiere Richtung Flughafen Tegel möchten doch hier bitte auf den Bus umsteigen: „Passengers for Tegel Airport change here for the Tegel Express bus service TXL.“
Immerhin eine klare Ansage – anders als am S-Bahn-Knoten und Hauptumsteigepunkt Westkreuz, wo es etwas zweideutiger heißt: „Passengers travelling to „Olympiastadion“ please change here.“ Umsteigen? Aber in welche Bahn? Oder ist es doch eher die Aufforderung, sich jetzt schnell noch passend für’s Stadion in Schale zu werfen und das mitgebrachte Fan-Outfit anzuziehen?
Zumindest auf Deutsch macht die BVG mit ihren motivierenden WM-Sprüchen alles richtig. Das wusste sogar Bundestrainer Jürgen Klinsmann zu würdigen und revanchierte sich bei der Pressekonferenz nach der Ankunft im Schlosshotel Grunewald mit der folgenden verbalen Hommage an das Repertoire der Berliner Mobilitätsexperten: „Wir haben die Möglichkeit, wirklich etwas zu bewegen!“
Liebe National-Elf, nehmt euch doch bitte auch noch einen weiteren BVG-Slogan zu Herzen, der in den letzten Wochen Fahrgäste vor allem entlang der Berliner Ringbahn mit großer Hoffnung erfüllte: „Wir schaffen jede Runde.“
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